Frieden vor Sonnenuntergang
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Frieden vor Sonnenuntergang

Will man etwas über das Leben in Gemeinschaft erfahren, so lohnt es sich, bei Menschen mit reicher Erfahrung nachzufragen. Im Kloster „Son Jon“ trifft man auf Schwestern, die seit geraumer Zeit im Gemeinschaftsleben erprobt sind. „Wer aber im klösterlichen Leben und im Glauben fortschreitet, dem wird das Herz weit…“ Ein Besuch in Müstair, um herauszufinden, ob hinter dieser kühnen Prologspassage der Benediktsregel mehr steckt als ein frommer Wunsch. 

Dieses Porträt ist im Oktober 2020 in der Ausgabe Nr. 13 erschienen. Melchior erscheint zweimal im Jahr. Bestell dir hier die aktuelle Melchior Ausgabe zum Kennenlernen.

Die Baustellenampel zeigt rot, kurz vor halb sechs. Noch ist niemand unterwegs. Wach sind die Vögel, die Melkmaschine und die Schwestern. Man hört sie, bevor man sie sieht. „Du unsere Hoffnung und Kraft, ohne dich vermögen wir nichts, erklingt der morgendliche Gesang. Vor mehr als einem halben Jahrhundert hat Sr. Domenica fasziniert den Stimmen gelauscht. Als Heimwehkind bezeichnet sie sich, die vom Kloster aus in die Stube des Elternhauses blicken konnte. Sie habe sich immer gedacht: „Extra für mich hat der liebe Gott ein Kloster im Münstertal gemacht.“ Schwester Clara hingegen nennt sich einen „Reisejoggel“ ohne Heimweh. In der 2. Primarklasse sei sie mit einem Karton um den Hals in Ilanz in den Zug gestiegen, um im Sommerhalbjahr in Arosa Kinder zu hüten. Im Waggon sah sie ein Foto von Müstair. Bald ist sie seit 70 Jahren hier. Obwohl es Sr. Pia schon früh ins Kloster zog, wurde sie ermuntert, zunächst die Welt besser kennenzulernen. Sie absolvierte die Kunstgewerbeschule in Zürich und arbeitete als wissenschaftliche Zeichnerin in Paris, bevor ihr endgültig klar war, dass sie hierhergehört, an diesen Ort, an dem seit dem 8. Jahrhundert gebetet wird. Die Wege, die die neun Frauen ins Benediktinerinnenkloster geführt hat, sind so unterschiedlich wie ihre Temperamente. Zusammengezählt sind sie seit über 300 Jahren im Kloster. Schwer vorstellbar, wie so eine zusammengewürfelte Konstellation langfristig das Leben teilen soll, damit die Einzelnen keine Masse, sondern eine Gemeinschaft formen, damit ein Mosaik entsteht und es nicht beim Steinbruch bleibt. „Geschliffen“ werde man schon, meint Sr. Birgitta. Wenn einem das gemeinsame Leben zwischendurch Mühe bereitet, hilft ein Perspektivenwechsel. Sie sagt sich dann ganz einfach: „Mit mir hat es der Herrgott auch nicht immer leicht.”

„Neige das Ohr deines Herzens.”

PROLOG 1, BENEDIKTSREGEL

Jeder Tag ist sich selbst genug

Steh uns mit deiner Gnade bei, damit wir denken, reden und tun, was dir gefällt, hallt es durch die uralten Mauern. Noch immer steht die Ampel draußen auf Rot. Das erste Postauto nimmt Fahrt auf. Ein älterer Herr führt seinen Hund aus, nickt mir zu und murmelt ein „Bund di. Der Nebel gibt ein Stück Himmel frei, die Heiligen blicken besonnen von ihrem steinernen Sockel. Im Gästehaus stehen frisches Joghurt auf dem Tisch und Früchte aus dem eigenen Garten. Nicht nur der Transportweg der Milch und der Beeren ist kurz, auch die Schwestern haben im Innern vermutlich weit größere Strecken zurückgelegt, als auf den Straßen der Schweiz. Reisejoggel Schwester Clara fuhr nach 36 Jahren aus gesundheitlichen Gründen zum ersten Mal wieder über den Ofenpass. Sie verfügt über ein umfassendes Reservoir an Erinnerungen. Geschossen hätten sie nicht selber, aber zerlegt, Würste gemacht, die Schafe geschoren, gesponnen, gewoben, das Vieh umsorgt, Brot gebacken, Gemüse angepflanzt, Linden gepflückt. In den vielen Jahren hatte Sr. Clara fast jedes Amt einmal inne. Wenn ihr die Arbeit über den Kopf wuchs, sagte sie sich ganz einfach: „Was ich nicht kann, das kann der Herrgott.“ Das habe immer funktioniert. „Das hier ist ein fröhliches Kloster. Man kann auch miteinander lachen und Dummheiten machen.“ Damit auch wirklich verständlich ist, was sie damit meint, schneidet sie gleich ein paar Grimassen. Klar, auch Herausforderungen gibt es. „Ich hatte beim Essen immer die gleiche Schwester neben mir. Das war das Schwierigste. Sie musste mich nehmen, wie ich bin und ich sie.“ Ihr Geheimrezept in allen Stürmen ist es, jeden Tag zu sagen: „Herr, gib mir die Kraft für heute.“ Über 25’000 „Heute“ hat sie auf diese Weise schon froh überstanden.

Krisen als Umkehr 

Schwester Pia ist seit ungefähr 22’000 „Heute“ hier. Die ersten Jahre waren hart, aber jetzt hat sie vor allem dies zu sagen: „Ich bin eine glückliche Klosterfrau.“ Sorgen um die Zukunft? Die könne man natürlich schon haben. Aber es hätte auch schon schlimmere Zeiten gegeben in der Geschichte. Im 15. Jahrhundert, noch vor der Reformation, war das Kloster nur von zwei, drei Schwestern bewohnt und die lagen im Streit. Wer denkt, im Kloster sei man ein Einsiedler, verkenne das intensive Gemeinschaftsleben. „Ich bin zutiefst dankbar, dass wir uns gut verstehen und den Frieden haben. Der Friede ist ein großes Geschenk und eine tragende Kraft.“ Vor Routine fürchtet sich Sr. Pia nicht, auch wenn sich der Tagesablauf von der Grundstruktur kaum je ändert. Der Alltag biete mehr als genug Hindernisse, um dem Trott nicht zu verfallen. Oder anders gesagt, werden einem die Schwierigkeiten zu Einladungen wieder aufzubrechen. Lebendig halte die Gemeinschaft auch der Sonntag als Tag der Erneuerung. Sr. Birgitta weiß darum, dass die Prioritäten manchmal schleichend durcheinandergeraten, und es für eine gute Dynamik unabdingbar ist, dass jede Einzelne persönlich immer wieder neu ihre Auslegeordnung macht. Ist die Arbeit plötzlich wichtiger als das Gebet? Bin ich innerlich vorbereitet? Reicht meine Kraft abends, um Danke zu sagen? Am Anfang des Gemeinschaftslebens wähnte sich Sr. Birgitta im siebten Himmel, aber so nach einem Jahr haben die Schwierigkeiten auch den siebten Himmel erreicht. Das sei ein gutes Zeichen, denn was verbindet, sei letztlich das gemeinsame Ziel. „Was drin nicht geht, kann man auch draußen nicht einfach ablegen. Sich selber entkommt man nicht.“

„Der Liebe zu Christus nichts vorziehen.”

BENEDIKTSREGEL 4.21

Im Gebet die Höhenmeter vom Piz Chavalatsch zurücklegen 

Ihr eigenes Temperament hat auch Sr. Domenica gut kennengelernt. Sie sei nicht so eine Brave gewesen und hätte in jungen Jahren auch mal die Türe „gschletzt“. In der Jugend habe man halt einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, mit den Jahren ist die Gelassenheit gewachsen. „Die anderen müssen mich schließlich auch ertragen.“ Die Benediktsregel, seit über 1500 Jahren eine bleibende Inspirationsquelle fürs Zusammenleben, hat sie immer geschätzt, von ihrer Sanftheit war sie fasziniert und früh wusste sie: „So ein Leben kann ich auf mich nehmen. Es wird nichts menschlich Unmögliches verlangt.“ Wie mit Konflikten umgehen, in dieser frei gewählten, nicht selbst ausgesuchten Zusammensetzung? Schließlich gibt es keinen Schwesternkatalog mit Rückgaberecht, in dem man sich die Wunschkandidatinnen ankreuzen könnte. In der Regel steht auch dieser Satz, der in den Tagen noch oft erwähnt werden wird: „Bei einem Streit mit jemandem noch vor Sonnenuntergang in den Frieden zurückkehren.“ Als wäre es leicht, das Sich-Versöhnen vor Sonnenuntergang. Selbstverständlich. Man denkt sich: Wenn das, was drinnen nicht geht, draußen auch nicht geht, dann müsste, was hier drinnen geht, auch draußen möglich sein. Frieden schließen vor Sonnenuntergang. Ein weiteres Urwort der Benediktsregel ist das Hören. „Um zusammen beten zu können, muss man aufeinander hören können.“ Sr. Domenica liebt die „bethafte“ Kirche – das Gewölbe, die Decke, wie alles nach oben strebt. „Was haben diese Mauern nicht alles schon gesehen und gehört.“ Es gibt schon Tage, da würde sie lieber auf den Piz Chavalatsch, als treu bei den vielen Gebetszeiten zu erscheinen, aber sie seien als Gemeinschaft ja nicht für sich selber da, sondern für eine viel größere Gemeinschaft. Manchmal scheint es Sr. Domenica, als würden sie ganze Lasten in die Kirche schleppen, um sie dort vertrauensvoll im Gebet zu übergeben. „Klar, ohne Glauben wäre dieses Leben sinnlos.“

Die Lästigen ertragen 

„Wir sind alle für einen hier“, bringt Sr. Benedicta auf eine Formel, was sie zusammenhält. „Der Liebe zu Christus nichts vorziehen“, heißt es in der Regel. Dazu seien sie hergekommen. Ruhe gäbe einem nicht, dass man seine Ruhe hat, sondern das Wissen darum, dass man am rechten Platz ist. Sr. Benedicta denkt gerne an die Werke der Barmherzigkeit. Eines davon lautet: „Man soll die Lästigen ertragen.“ Ihr hilft dieser Gedanke, um den Mitschwestern stets mit Wohlwollen begegnen zu können. Schelmisch ergänzt sie: „In der Welt soll man das übrigens auch.“ Eine Gemeinschaft trage auch die Schwachen mit. Eine Episode bleibt ihr in besonderer Erinnerung. Als sie am Heiligabend so krank war, dass sie an der Christmette nicht teilnehmen konnte, kamen ihre Schwestern im Anschluss mit Gitarre, Flöte und Gebäck vorbei. Sr. Benedicta schätzt es sehr, dass die Priorin darauf achtet, dass man nicht schlecht übereinander spricht. In den Gesprächen kommen mir tatsächlich auffällig viele wertschätzende Worte zu Ohren:

„Wissen Sie, Schwester Paula ist eine sehr geduldige Schwester.“

„Diese Schwester hat viele Schmerzen, aber einen sehr guten Kopf.“

„Mutter Pia ist eine fröhliche Persönlichkeit mit unerschöpflicher Freundlichkeit. Sie müs-sen Sie kennenlernen.“

„Ich höre Sr. Clara immer noch gerne singen. Ihre Stimme klingt auch im hohen Alter klar und jung.“

„Die Schwester, die soeben hier war, ist Kanone im E-Mail schreiben.“

„Sr. Johanna umgibt eine stille Heiterkeit.“

Es ist eine seltene Kunst, Gutes übereinander sagen zu können. Der Respekt und die Zuneigung, die aus ihren Worten sprechen, scheinen ihnen gar nicht aufzufallen. Aber mir fallen sie auf und vermitteln eine Ahnung davon, wie Gemeinschaft gelingen kann. Aneinander Gutes sehen und übereinander Gutes sagen. Auch dann, oder gerade dann, wenn der andere gar nichts davon mitbekommt.

Springen und Schwimmen 

Schwester Paula mag das Gemeinschaftsleben von Grund auf. Als Lehrerin habe es früher zu ihrem Beruf gehört, alle Schüler gerne anzunehmen. Das habe sie dann einfach auch auf die Mitschwestern angewendet. Immer wieder neu gelte es zu lernen, sich in andere einzufühlen. Klar gerate man hin und wieder aneinander, aber bis zum Abend gilt auch für sie – und da ist er wieder, dieser scheinbar kleine Satz: Noch vor Sonnenuntergang Frieden schließen. Von der Orgel über die Feldarbeit, vom Unterrichten bis zur Buchhaltung – Schwester Paula war immer sehr gefordert. Für die Frage nach Langeweile hat sie nur ein nachsichtiges Lächeln übrig. Die Bereitschaft ins Wasser zu springen und zu schwimmen, habe sie viel mehr gebraucht. „Dadurch bleibt man elastisch.“ Das Schönste, davon ist sie überzeugt, sei das gemeinsame Gebet.

„Alle Menschen ehren.”

BENEDIKTSREGEL 4.8

Von der Idealität in die Realität 

Den Draht nach oben zu pflegen, ist auch für Sr. Lutgarde essentiell. Um wirklich hinzuhören, sieht der benediktinische Tagesrhythmus viel Stille vor. Hörend habe man die Gelegenheit, tiefer zu entdecken, wer man wirklich ist, nicht einfach, was man zu tun habe. Wenn man so nah zusammenlebt, könne man nicht ausweichen. Auch sich selber nicht. „Fernstenliebe ist immer einfacher als Nächstenliebe.“ Die eigene Armut und die der anderen anzunehmen, brauche Zeit und der Weg vom Kopf ins Herz sei bisweilen lang. „Aber alles, was nicht verziehen ist, bindet.“ Dass es ein Wachsen und Reifen ist, erlebt sie auch im Garten mit den Kräutern, denen sie sich mit viel Freude widmet. „Ich bin immer noch am Lernen. Manchmal gibt es Situationen, da wäre ich früher an die Decke gesprungen. Jetzt kann ich ruhiger bleiben. Wir sind ja auch hier, um einander ein bisschen zu stören und aus der Idealwelt zu locken, um uns noch viel tiefer in der Wirklichkeit zu verankern.“ Obwohl man zusammen unterwegs ist, gelte: „Du hast die Verantwortung für dein Leben.“ Sr. Lutgarde mag auch das Bild vom Rad, dessen Mittelpunkt Christus sei. „Wir gehen alle auf ihn zu und je mehr wir auf ihn zugehen, desto näher kommen wir einander.“

Loslassen und Annehmen 

Die Verantwortung spürt auch Sr. Aloisia. Seit sie Priorin ist, noch stärker. „Ich sorge mich darum, dass es den Schwestern gut geht. Gesundheitlich, körperlich, seelisch. Wenn etwas schiefgegangen ist und die Schwestern sich bei mir entschuldigen, besonders wenn die Älteren in aller Einfachheit kommen, trifft mich das schwer.“ Den Mitschwestern zuzuhören, ist ihr ein großes Anliegen. Auch das Weiterhören, wenn alles gesagt ist. Frei werde man Teil der Gemeinschaft und lange habe man Zeit, um zu überlegen, ob es auch der eigene Weg ist. Die Freude, die gehöre unbedingt dazu. Opferbereitschaft wäre zu wenig. „Letztlich geht es darum, dass wir wissen, warum wir ins Kloster gehen und wem wir nachfolgen. Es braucht die Bereitschaft, alles zu lassen und gleichzeitig auch alles anzunehmen.“ Demut brauche es für ein Leben in Gemeinschaft. Sich nicht zu vergleichen mit allen anderen und sich über deren Gaben freuen. Und wieder kommt der Hinweis: „Vor Sonnenniedergang muss alles klar sein.“ Für einen Wink danken, offen etwas eingestehen können und nicht nachzählen, auf wessen Waagschale sich mehr angesammelt hat. Die verschiedenen Charaktere, selbst wenn man bei einer Schwester zunächst Mühe hat, gewinne man einfach lieb, sodass etwas fehlt, wenn diese eine Persönlichkeit nicht da ist. Auch der schwarze Kater, den die Schwestern der Mäuse wegen hatten und der sie oft aufsuchte, fehlt. Vorgestern ist er nach 17 Jahren gestorben. Auch das war eine Art der Gemeinschaft. In der Regel findet Sr. Aloisia immer wieder Werkzeuge, die für das Klosterleben bereitliegen. Monatlich ist darin ein Kapitelvortrag der Priorin vorgesehen. Bereits fünf Mal hat sie über den Passus „Alle Menschen ehren“ gesprochen. Das beginne bereits in Gedanken. Christus nichts vorziehen und alle Menschen ehren, da sei eigentlich alles drin. Begegnung, Arbeit, freie Zeit – alles werde davon zusammengehalten und dar-an gemessen.

Auch wenn die Schwestern geübt sind im Schweigen, so erwähnen sie oft fast ebenso beiläufig wie die Versöhnung vor Sonnenuntergang, wie sehr sie die gemeinsame Kaffeepause schätzen. Munter wird drauflosgeplaudert. Obwohl auch bei Sr. Pia zuhause der „Zvieri Tisch“ nicht kleinlich gewesen sei, habe es doch selten so eine große Kuchenauswahl gegeben. Von jedem Teller wird mir ein Stück zugeschoben, aufmerksam die Tasse nachgefüllt.

Einstimmig, aber nicht eintönig 

Der Duft von Holunder liegt in der Luft während sich die Sonne, die sich an diesem Re-gentag nur für einen Augenblick auf der Haut verfängt, zurückzieht. Der Steinbruch der Begegnungen verdichtet sich zum Mosaik. In mir klingt der Basso Continuo der Gespräche weiter: Noch vor Sonnenuntergang Frieden schließen. Alles loslassen, aber auch bereit sein, alles anzunehmen. Alle Menschen ehren. Ich mache die Inventur dessen, was noch vor der Stille der Nacht in Ordnung zu bringen ist. Die Mauern, die in 1200 Jahren so viel gesehen und gehört haben, werden auch verkraften, was es für heute beizulegen gilt. Einstimmig, aber nicht eintönig erklingt das Abendgebet. Hell und klar strahlt Sr. Claras Stimme. „Sei unser Heil, o Herr, wenn wir wachen, und unser Schutz, wenn wir schlafen; damit wir wachen mit Christus und ruhen in seinem Frieden.“ Draußen zeigt die Ampel rot. Drinnen, ganz vorn in der Kirche leuchtet noch ein anderes Licht. Die ganze Nacht über, wie auf der Baustelle. Obgleich alle längst gegangen sein werden. Zum Zeichen, dass hier jemand zuhause ist, auch wenn der Raum verlassen liegt.

MAGDALENA HEGGLIN, 32, hat ihre Sommerferien hinter dem Ofenpass verbracht und dort eine kleine, weite Welt entdeckt. Das frühe Aufstehen hat sie gleich beibehalten.

Hol dir die ganze Printausgabe! Einfach hier bestellen zu einem Preis, den du selbst festlegst. Melchior erscheint zweimal im Jahr mit gut 90 Seiten „Auf der Suche nach dem Schönen, Wahren, Guten“.

Die monastische Gemeinschaft von Müstair, lebt seit dem 8. Jahrhundert nach der Regel des Heiligen Benedikt von Nursia (ca. 480–547). Die Anleitung für ein Leben im harmonischen Wechsel von Gebet, Arbeit und Lesung umfasst alle Bereiche des Alltags. Benedikt nennt das Kloster eine „Schule für den Dienst des Herrn“. Zurzeit wird „Claustra Son Jon“, seit 1983 Teil des UNESCO Weltkulturerbes, von neun Schwestern bewohnt.